Auto: Wie genau ist Ihr Tacho?

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Wie genau ist ihr Tacho? Wenn Sie die gesetzlich erlaubten Höchstgeschwindigkeiten ausnutzen wollen, dann müssen Sie das wissen. Die Abweichung zwischen angezeigter und tatsächlicher Geschwindigkeit kann nämlich beträchtlich sein.

So messen Sie die Tachoabweichung selbst

Haben Sie ein Navi an Bord können Sie darüber recht genau die Geschwindigkeit anzeigen lassen, eventuell müssen Sie dazu in den Anzeigeeinstellungen etwas ändern.

Mit einem Smartphone können Sie eine App verwenden, die per GPS die Geschwindigkeit misst. Bei Android arbeitet beispielsweise der GPS Speedometer recht gut und auf iOS ist die App GPS Speed empfehlenswert.

Wie genau Ihr Tacho arbeitet, kann eine Handy-App ermitteln.
Wie genau Ihr Tacho arbeitet, kann eine Handy-App ermitteln.

Haben Sie schon eine Navigations-App auf dem Handy, dann können Sie auch darin die Geschwindigkeit anzeigen lassen. Ähnlich wie beim reinen Navigationssystem regelt auch hier meist eine Einstellung, ob die aktuelle Geschwindigkeit im Display dargestellt wird.

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So stoppen Sie die Geschwindigkeit manuell

Die Messung sollten Sie nicht als Fahrer durchführen, weil es Sie vom Verkehrsgeschehen ablenkt. Lassen Sie das Ihren Beifahrer durchführen.

Sie brauchen dazu eine Uhr mit Stoppfunktion und eine Strecke, wo die Kilometer angeschrieben sind. Am besten geht das an der Autobahn, wo alle 500m die kleinen blauen Schilder den aktuellen Kilometerstand anzeigen.

Nehmen Sie eine bestimmte Geschwindigkeit ein, etwa Tempo 100 und halten sie. Am einfachsten geht das, wenn Ihr Fahrzeug eine Geschwindigkeitsregelanlage („Tempomat“) hat.

Wenn ein Kilometerschild auftaucht, startet der Beifahrer die Stoppuhr, wenn er genau auf Höhe des Schildes ist.

Ein weiteres Schild passieren Sie, ohne dass die Uhr gestoppt wird.

Beim darauffolgenden Schild, also nach genau einem Kilometer muss der Beifahrer die Stoppuhr anhalten. Genauer wird es, wenn Sie die Messung für mehr als einen Kilometer durchführen lassen.

Rechnen Sie:  Kilometeranzahl mal 3600 geteilt durch die gemessene Zeit. Das ergibt die echte Geschwindigkeit. Messen Sie etwa eine Zeit von 60 Sekunden für zwei Kilometer, dann ergibt das 2 x 3600 : 60 = 120. Sie wären also exakt 120 km/h gefahren.

Den errechneten Wert vergleichen Sie mit der Tachoanzeige und haben die Abweichung.

Falls Sie es mit einem Meilen-Tacho zu tun haben, können Sie mph in km/h umrechnen.

Wenn Sie nun zum Beispiel messen, dass Ihr Auto bei Tempo 100 eigentlich nur 95 km/h schnell fährt, können Sie daraus allerdings keine allgemeingültige Regel ableiten wie „zeigt immer 5 km/h mehr an“ oder „immer 5% zu viel“.  Denn die Tachovoreilung ist keine konstante Abweichung und (gerade bei mechanischen Tachos) auch nicht proportional zur Geschwindigkeit. Es kann also etwa sein, dass bei Tempo 50 der Tacho fünf Stundenkilometer dazuzählt, bei 100 km/h nahezu exakt arbeitet und bei Tempo 150 wieder 10 km/h zuviel anzeigt.

Darum arbeitet der Tacho nicht genau

Die heute übliche Methode zur Messung der Geschwindigkeit im Auto besteht darin, dass ein Sensor am Getriebe misst, wie oft sich die Räder pro Sekunde drehen. Zusammen mit dem Wissen des Radumfangs kann die Bordelektronik daraus die gefahrene Strecke pro Zeiteinheit errechnen, also die Geschwindigkeit.

Die Abweichungen zwischen der am Tachometer angezeigten und der echten Geschwindigkeit ergeben sich dabei vor allem durch die Reifen. Durch Abnutzung des Profils, Fertigungstoleranzen  oder die Montage anderer Reifengrößen zeigt der Tacho falsche Werte an. Montieren Sie zum Beispiel Reifen geringeren Umfangs, drehen sich die Räder schneller und es wird bei der gleichen Geschwindigkeit ein höherer Wert angezeigt, als vor dem Reifenwechsel. Bei mechanischen Tachos kommen dann Fertigungstoleranzen dazu, die die Anzeige noch weiter ungenau machen.

Weil der Gesetzgeber keine Abweichung nach unten erlaubt, also der Tachometer nie weniger anzeigen darf, als das Auto tatsächlich unterwegs ist, lassen die Hersteller als Sicherheit den Geschwindigkeitsmesser ein paar Prozent mehr anzeigen, als errechnet.

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Diese Tachoabweichungen erlaubt der Gesetzgeber

Eine Abweichung nach unten ist nicht erlaubt. Der Tacho darf also nicht zu wenig anzeigen. Aber auch die Tachovoreilung darf nicht beliebig groß werden.

Für die Abweichung nach oben gelten folgende Regeln:

Für Fahrzeuge die nach dem 1.1.91 zugelassen wurden, darf die Abweichung bei jeder Geschwindigkeit zehn Prozent zuzüglich 4 Km/h betragen. Das heißt, dass der Tacho schon bei 50 Km/h bis zu 9 Km/h mehr anzeigen darf. Bei 60 Km/h darf die Abweichung 10 Km/h betragen und bei 130 Km/h satte 17 Km/h.

Für Fahrzeuge die vor dem 1.1.91 zugelassen wurden, gilt folgende Regelung: Die Abweichung darf in den oberen beiden Dritteln der Anzeigeskala – mindestens jedoch ab 50 Km/h – bis zu sieben Prozent des Skalen-Endwertes ausmachen. Wenn also der Tacho bis 230 Km/h reicht, darf also bei jeder Geschwindigkeit über 50 Km/h die Voreilung bis zu 16,1 Km/h betragen.

Wenn Sie es genau wissen wollen, dann können Sie Ihren Tacho auch eichen lassen, also die Abweichung genau messen lassen. Informationen dazu gibt es zum Beispiel beim ADAC oder bei Ihrer Autowerkstätte.

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Markus Schraudolph

Markus ist IT-Fachjournalist der ersten Stunde. Seine ersten Texte veröffentlichte er 1987 beim legendären Markt&Technik-Verlag. Seine Spezialität sind Datenbanken und Microsoft Excel. Als PHP-Experte programmierte Markus maßgeblich die erste Version des Tippscout und ist anerkannter Experte für PHP, MySQL und Wordpress.