Warum Gigabit-Netzwerke nur selten die volle Geschwindigkeit liefern

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Von 100 MBit/s auf 1 GBit aufrüsten: Der Umstieg auf ein Gigabit-Netzwerk lohnt sich vor allem dann, wenn im Netzwerk große Datenmengen von einem Computer zum anderen bewegt werden müssen.

Wofür man ein Gigabit-Netz brauchen kann

Zum Beispiel für:

  • selbst gedrehte Videofilme, die Sie auf einem PC bearbeiten und dann auf einem anderen Computer sichern möchten
  • die riesige Musiksammlung, die regelmäßig auf einen anderen Computer kopiert werden soll
  • andere, große Datenmengen, wie sie beispielsweise bei der Bildbearbeitung oder beim Erzeugen von Computer-Animationen entstehen.

Ein Gigabit-Netzwerk ist nominell 10mal schneller als 100-MBit-Netze. Aber die 1.000 MBit pro Sekunde sind mit normalen PCs nicht zu erreichen. In der Praxis erreicht ein preiswertes Gigabit-Netz auf älteren PC nur 310 bis 390 MBit pro Sekunde, in neueren Umgebungen kamen unsere Stichproben auf rund 500 bis 600 MBit pro Sekunde.

Neben dem sonstigen Traffic auf dem Netzwerk hängt die Übertragungsrate auch von der Menge der Dateien ab. Bei vielen kleinen Dateien braucht die Übertragung länger, als beim Transfer eines riesigen Files. Wir kamen bei einer Stichprobe auf rund 60 MByte pro Sekunde bei vielen kleinen Dateien und knapp 80 MByte bei einer einzelnen, großen Datei. Die Files wurden von einem Computer im Netz auf ein NAS überspielt.

Warum ist das Gigabit-Netzwerk oft langsam?

Abgesehen von alten Computern kann auch die Netzwerkausstattung das Gigabit-Netz enorm bremsen. Viele nutzen zum Beispiel ihre Internet-DSL-Router gleichzeitig als Netzwerkverteiler (Switch). Jedoch: Viele Router haben lediglich 100-MBit-Netzwerkanschlüsse, zum Beispiel viele ältere Fritzboxen.

Selbst wenn die angeschlossenen Computer also schnell genug sind, um im Gigabit-Bereich Daten zu übertragen, so hakelt es an der Schnittstelle zu den anderen Computern. Abhilfe schafft hier: einen Gigabit-Switch kaufen und den als zentralen Datenverteiler verwenden. Den DSL-Router hängen Sie dann als eines von vielen Geräten an den Gigabit-Switch mit dran.

Ein Cisco-Gigabit-Switch vor einer Fritzbox - (Foto: Martin Goldmann)
Ein Cisco-Gigabit-Switch vor einer Fritzbox – (Foto: Martin Goldmann)

Damit nicht genug, verlangen Gigabit-Netze auch noch nach einer neuen Verkabelung. Die neuen Kabel müssen CAT 5e oder CAT 6 entsprechen.

Cat 6 Kabel
Cat 6 Kabel

Es gibt inzwischen auch Kabel nach CAT 7 und bald  CAT 8, die für noch höhere Geschwindigkeiten vorgesehen sind. Falls Sie neu bauen und in Ihrem Haus Netzwerkkabel verlegen möchten, greifen Sie am besten gleich zu einer der höheren Kategorien, um für die Zukunft sicher zu sein. Mindestens jedoch sollten Sie auf CAT-6-Kabel achten.

Schwach auf alten Computern

Das Problem des Gigabit-Netzwerks mit älteren Computern: Die ganz alten PCs sind in der Regel zu langsam. Erster Flaschenhals ist der PCI-Bus. Der erlaubt es zwar nominell, 133 MByte pro Sekunde zwischen Steckkarten und dem Computer zu übertragen. Doch das ist – wie so oft – nur ein theoretischer Wert, der in der Praxis nicht erreicht wird. Außerdem müssen sich alle eingebauten Karten den PCI-Bus teilen. Je nach Auslastung des Computers bleibt da nur ein Bruchteil der Übertragungskapazität.

Eine weitere Schwachstelle ist die Northbridge, der interne Datenverteiler des Computers. Der ist dafür zuständig, dass die übertragenen Daten vom PCI-Bus zum Prozessor oder in den Speicher kommen. Auch die Grafikkarte wird von der Northbridge versorgt. Und wenn zwischen PCI-Bus, Speicher, Prozessor und Grafikkarte viel Datenverkehr herrscht, kann es auch hier zu Verzögerungen kommen.

Dritter Flaschenhals: Die Festplatte. Steckt in einem Rechner noch eine alte ATA-33 oder ATA-66-Platte kommen die Daten zu schnell an und können nicht schnell genug gespeichert werden. Doch auch mit ATA-100-Platten kann es Probleme geben, falls die gerade noch andere Daten zu lesen und zu speichern haben.

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Martin Goldmann

Martin ist seit 1986 begeistert von Computern und IT. Er arbeitete von 1986 bis 2011 als Autor und Redakteur für diverse Computer-Zeitschriften. Seit 2011 ist Martin Goldmann als Kameramann und Redakteur in der Videoproduktion tätig und hält Video-Schulungen. Doch das Thema Computer hat ihn nie los gelassen. Seine Schwerpunkte hier auf Tippscout.de: Apple-Software, Videoproduktion, Synthesizer.