Defensiv fahren hilft, Unfälle und Unglücke mit dem Auto zu vermeiden. Dabei bedeutet Defensives Fahren nicht, dass Sie dauernd auf der Bremse stehen und ein rollendes Verkehrshindernis darstellen.
Aber schon mit ein paar Regeln erhöhen Sie die Sicherheit beim Fahren für sich selbst und für andere Autofahrer.
Vorausschauend fahren
Keiner kann hellsehen. Aber mit ein wenig Erfahrung lassen sich Verkehrssituationen einschätzen und die kommenden Situationen vorhersehen. Sehen Sie Kinder am Straßenrand? Dann besonders vorsichtig fahren. Sehen Sie einen Radfahrer am rechten Fahrbahnrand, nur wenige Meter vor einer Kreuzung? Rechnen Sie damit, dass er möglicherweise die Fahrbahn kreuzt, um abzubiegen. Natürlich verhält sich in so einem Fall der Radfahrer falsch. Aber mit vorausschauender Fahrweise schützen Sie sein Leben und auch das Ihre.
Für andere mitdenken
Das gehört auch noch zum vorausschauenden Fahren: Helfen Sie anderen Autofahrern, indem Sie für sie mitdenken. Das bedeutet, Sie können sich schneller auf kommende Situationen einstellen, wenn Sie beispielsweise vorausahnen, dass ein ortsfremder Fahrer möglicherweise schnell abbremst oder abbiegt, weil er nach der richtigen Straße sucht.
Nutzen Sie Blinker
Beim Spurwechsel oder dem Abbiegen den Blinker nutzen. Damit helfen Sie anderen, die Verkehrssituation richtig einzuschätzen und Unfälle zu vermeiden.
Behalten Sie den Verkehr im Blick
Der Blick in die Rückspiegel ist genauso wichtig, wie der Blick nach vorne. Behalten Sie den Verkehr hinter sich im Blick. Wichtig auch: Der gute alte Schulterblick beim Abbiegen und beim Spurwechsel. Selbst wenn die aktuellen Rückspiegel fast keine toten Winkel mehr haben, für den Blick über die Schulter sollte Zeit sein. Er senkt enorm das Risiko etwas zu übersehen.
Bleiben Sie vorhersehbar
Helfen Sie anderen Fahrern, indem Sie selbst vorhersehbar bleiben. Dazu gehört das blinken ebenso wie das Vermeiden abrupter Bremsungen oder anderer hektischer Fahrmanöver. Ausnahmen sind natürlich Notsituationen, in denen Sie bremsen oder ausweichen müssen.
Achten Sie auf freie Sicht
Im Winter gehört es dazu, das Auto von Schnee und Eis zu befreien. Genauso aber sollten Sie in anderen Jahreszeiten darauf achten, immer klare Sicht im Auto zu haben. Dazu gehört es, die Scheiben regelmäßig zu reinigen und die Scheinwerfer sauber zu halten. Am besten gelingt das in einer Waschstraße.
Abstand halten
Zu den häufigsten Delikten beim Autofahren gehört ein zu geringer Sicherheitsabstand zum Vordermann. Wer zu dicht auffährt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Vordermann.
Mit Hilfe zweier Faustformeln können Sie sicherstellen, dass Sie nicht zu dicht anfahren:
1. Sie müssen im normalen Sprechtempo „einundzwanzig, zweiundzwanzig“ sagen können, bevor Sie an einem gedachten Punkt vorbeikommen, den Ihr Vordermann gerade passiert hat.
2. Die Entfernung zum voraus fahrenden Fahrzeug sollte mindestens dem halben Wert der gefahrenen Geschwindigkeit entsprechen. Im Volksmund auch „halber Tachoabstand“ genannt. Fahren Sie also 100, dann sollten zwischen Ihnen und dem Vordermann 50 Meter liegen. Das entspricht beispielsweise dem Abstand zwischen zwei Begrenzungspfosten an Landstraßen.
Bedenken Sie, dass Sie:
bei 100 km/h pro Sekunde fast 28 Meter zurücklegen,
bei Richtgeschwindigkeit 130 km/h sind es 36 Meter,
und bei 180 km/h rauschen 50 Meter an Ihnen vorbei.
Die Reaktionszeit eines gesunden Menschen liegt übrigens bei etwas über einer halben Sekunde. Das heißt, dass bei einer Vollbremsung aus 100 km/h mindestens 14 Meter zurückgelegt werden, bevor der Fuß auf die Bremse tritt. Der Bremsweg beträgt dabei je nach Automodell und Können des Fahrers rund 40 Meter.
Angesichts dieser Zahlen kann es nicht schaden, den Abstand zum Vordermann über das erlaubte Mindestmaß anzuheben.
Auf den Vordermann achten
Wenn Sie auf der Autobahn an einem Unfall vorbei kommen und dort bereits Polizei und Rettungsdienst stehen, achten Sie besonders auf die Straße und auf Ihren Vordermann.
Bewusst nicht hinsehen
Verzichten Sie bewußt darauf, den Unfall zu begutachten. Achten Sie auf die Bremslichter des Vordermannes. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass er sich den Unfall genau betrachten will, ist sehr hoch. Und wenn Sie das selbe tun und der Vordermann bremst, haben Sie einen Auffahrunfall produziert.
Wenn Sie den Unfall beobachten und noch keine Hilfskräfte vor Ort sind, sind Sie zur Hilfe gesetzlich verpflichtet.
Rettungsgasse bilden
Denken Sie daran, dass Sie auch auf Ihrer Seite der Straße bei stockendem Verkehr bereits eine Rettungsgasse bilden müssen. Seit 2017 ist das so geregelt, dass grundsätzlich das Fahrzeug auf der ganz linken Spur nach links fährt. Alle anderen Fahrzeuge auf den weiteren Spuren weichen nach rechts aus. Die Rettungsgasse bildet sich also zwischen der ganz linken Spur und der unmittelbar rechts daneben.
Fahrrad mit Abstand überholen
Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, Radfahrer in ausreichendem Abstand zu überholen. Das Ausweichen mit dem ganzen Auto auf die Gegenfahrbahn ist dabei aber nicht vorgesehen. Tun Sie es trotzdem, wenn Sie mit hoher Geschwindigkeit Radfahrer auf einer Landstraße überholen.
Denn wird man als Radfahrer in einem Abstand von einem Meter mit 100 km/h überholt, kann einem Angst und Bange werden. Der dabei erzeugte Luftzug kann dazu führen, dass man sogar den Lenker verreißt und dem Autoverkehr noch näher kommt.
Bedenken Sie auch, dass ein Radfahrer dem Wind ausgesetzt ist. Böige Seitenwinde können den Radler leicht um einen halben Meter nach links Richtung Fahrbahnmitte drängen. Ausserdem müssen gerade Rennrad-Fahrer gelegentlich kleinen Steinen oder Schlaglöchern ausweichen. Auch hier sind sie auf die Rücksicht der Autofahrer angewiesen.
Bei einem Unfall ist der Radler grundsätzlich schwächer. Während Ihr Auto allenfalls einen Kratzer oder eine Delle abbekommt, wenn Sie einen Radler seitlich berühren, kann sich der Radfahrer nicht mit einer Blechkarosse schützen. Die Folge: Knochenbrücke und andere schwere, manchmal lebensbedrohliche Verletzungen.
Deshalb: Nehmen Sie bitte Rücksicht auf Radfahrer. Und wenn es einmal zu eng ist, zu überholen, nehmen Sie sich die 20 Sekunden Zeit, bremsen Sie kurz und überholen Sie erst dann, wenn ausreichend Platz ist.
Gegenseitige Rücksicht zwischen LKW und PKW
Autofahrer sollten
Zügig überholen, damit auch der Lkw Chancen hat, langsamere Verkehrsteilnehmer zu überholen. Zwingen Sie den LKW zum Bremsen, braucht er lange, um wieder auf Touren zu kommen und bremst den Verkehr.
Auch einen Lkw einmal ausscheren lassen, damit er an einer für ihn geeigneten Stelle zügig überholen kann. Das bedeutet aber nicht, plötzlich von der Mittelspur auf die Überholspur auszuscheren, nur weil ein Brummi blinkt. Denken Sie daran, dass Sie mit solchen Manövern arge Unfälle provozieren.
Nicht kurz vor einem Überholverbot oder einer Engstelle den Lkw überholen und sehr knapp vor ihm wieder einscheren. Ein Brummi kann nicht so schnell abbremsen wie ein Auto.
Vor Kuppen früher abblenden. Brummi-Fahrer sitzen höher und werden leichter geblendet.
Beim Parken nachdenken. Falschparker blockieren nicht nur den LKW der Spedition sondern auch den Löschzug der Feuerwehr und den Rettungswagen.
Lkw-Fahrer sollten
Tempolimits beachten. Das gilt besonders bei schlechten Sichtverhältnissen und ungünstiger Witterung.
Abstand einhalten. Unsichere Fahrer geraten leicht in Panik, wenn ein Lkw zu dicht auffährt. Möglicherweise provozieren Sie zudem plötzliches Bremsen des Vordermanns.
Nicht plötzlich ausscheren. Ein überraschender Fahrbahnwechsel kann Autofahrer in Bedrängnis bringen.
Pausen einlegen. Ein übermüdeter Brummifahrer bringt sich und andere in Gefahr.
Im Winter besonders Rücksicht nehmen: Eisplatten und Schnee von Dach sowie Planen entfernen, Schneeketten rechtzeitig aufziehen.