Im letzten Herbst war sie einfach wieder da, meine Sehnsucht nach einem Motorrad. Ich wollte an der Stelle weitermachen, wo ich mit 18 Jahren aufgehört hatte: Einer Geländemaschine für das Fahren über Stock und Stein.
Von meiner Jugend in den 80er geprägt, musste es eine Enduromaschine mit einer ganz bestimmten Optik sein: Hochbeinig und schlank, ohne viel Verkleidung um den Scheinwerfer herum.
Meine Wünsche fand ich in Form einer rund 10 Jahre alten Yamaha TT 600 R erfüllt. Sie war für ihr Alter noch ganz gut in Schuss und eine interessante Mischung aus Raubein und flotter Biene.
Meine vagen Vorstellungen vom Fahren bestanden aus Straßenfahrten bei Sonnenschein und gelegentlichen Ausflügen ins Gelände.
Das mit dem Gelände war dann aber gar nicht so einfach. Zwar leben wir zwischen Kühen auf dem Land, aber Feldwege waren mir zu langweilig und alles Hügelartige war entweder umzäunt oder verboten.
Durch Zufall stieß ich dann in einer Kiesgrube in der Nähe auf einen Verein, der Geländesport betreibt und auch Gastfahrern seine Strecke öffnet.
Enttäuschung im ernsten Gelände
Es war prima Frühlingswetter, aber die Stimmung trotzdem bald im Keller: Die erste Fahrt auf der Motocross-Strecke fand ich extrem enttäuschend. Ich hatte die Maschine kein bisschen im Griff und ihr schieres Gewicht machte mir in Kurven oder vor Sprüngen einfach Angst.
Nach der ersten Runde hätte ich am liebsten alles hingeworfen und mir ein neues Hobby zugelegt.
Später und in einer nüchternen Stimmung fand ich Zeit für eine sachliche Analyse. Da gab es zwei grundsätzliche Probleme: Einerseits hatte ich mein Können schwer überschätzt und zum anderen stand die Yamaha mit rund 150 kg Gewicht zwar in ihrer Klasse gut da, war für den Einsatzzweck und mich aber einfach zu schwer.
Dazu kommt noch der relativ hohe Schwerpunkt, hervorgerufen durch die Viertakttechnik mit vielen am Zylinderkopf enthaltenen Bauteilen, wie den Ventilen oder den Nockenwellen. All das macht das Motorrad recht kipplig und schwerer aufzuheben.
Sollte es irgendwann Spaß machen im Gelände, musste also ein neues Gerät her. Ich fand in der Nähe eine Zweitakt-Enduro, eine Gasgas EC 300. Die sollte laut den Angaben rund 50 kg weniger wiegen.
Von der Maschine gibt es noch eine gleich schwere 250er – ich wollte aber unbedingt die mit dem größeren Hubraum wegen ihrer sanfteren Leistungsentfaltung.
Bei der Besichtigung stellte sich die Gasgas als optisch heruntergekommen heraus. Wichtiger war mir aber die Technik. Und damit war alles in Ordnung. Der Preis stimmte und der Kauf wurde besiegelt.
Feuerprobe im Wald
Dann kam der erste Ausflug ins Gelände. Mit einem erfahrenen befreundeten Fahrer als Guide ging es durch eine Enduro-Strecke im Wald. Ich brauchte zwar vor manchem Hindernis einige Tipps und gutes Zureden, aber es klappte eigentlich ganz gut. Sicher auch, weil mein Guide viel Geduld aufbrachte und mich nie unter Druck gesetzt hat.
Nach der ersten Runde inklusive einer langen steilen Bergauffahrt stellte sich das erste Mal ein wenig Optimismus ein: Es macht Spaß und ich schaffe auch anspruchsvolle Passagen.
Nach der Runde im schlammigen Wald sah die Gasgas dann extrem verdreckt aus. Aber so muss es ja auch sein!
Mein Fazit
Der Wechsel war goldrichtig. Wenn ich die Gasgas einmal seitlich ablege, bringe ich sie wegen des geringen Gewichts auch am Hang fast immer wieder in die Vertikale zurück. Die sanfte Charakteristik des Motors lässt mich den Viertakter nicht vermissen.
Die Sitzhöhe ist ein wenig geringer als noch bei der Yamaha, was meinem Sicherheitsgefühl gut tut. Und schließlich sind da noch die grobstolligen Reifen, die es auch bei schlammigem Untergrund schaffen, genug Motorkraft auf den Boden zu übertragen.
Natürlich macht mich die neue alte Maschine noch nicht zum Profi. So muss ich mich noch bei jeder steilen Abfahrt überwinden, der Falllinie zu folgen. Bei engen Kehren will ein Teil von mir mit der Gewichtsverlagerung auf den Fußrasten arbeiten, der andere arbeitet mit dem Lenker dagegen. Dazu fahre ich auch noch zu verkrampft, was mir ein Ziehen in den Handgelenken beschert.
Aber auf jeden Fall ist da die Aussicht, besser zu werden. Mit der TT hätte ich wohl aufgegeben oder mich auf Straßenfahrten ins nächste Café beschränkt.
Enduro und andere Geländesportarten im Überblick
Wie so viele Sportarten ist auch das Fahren mit Motorrädern im Gelände in weitere Untersparten aufgeteilt.
Dabei sieht man es den Maschinen oft gar nicht direkt an, für welche der Varianten sie gebaut wurden.
Darum finden Sie hier eine Übersicht der wichtigsten Spielarten dieses Sports.
Motocross
Beim Motocross oder kurz „MX“ geht es vor allem um schnelle Rundenzeiten auf einer Bahn, die viele Sprünge, Steilkurven und Buckel hat. Die Motorräder haben riesige Federwege und grobstollige Reifen.
Foto: Honda Deutschland
Trial
Beim Trial ist die Grundidee das erfolgreiche Überwinden von Hindernissen. Wer mit den Füßen den Boden berührt, bekommt Punkte abgezogen.
Trialmaschinen erkennt man gleich am filigranen Aussehen, das nur knapp über den Vorderreifen laufende Schutzblech und die minimalistische Sitzbank. Bei Ihnen ist alles auf extremen Leichtbau angelegt, weil ein Trial-Fahrer sein Gerät oft rein durch Gewichtsverlagerung und Hopsen manövrieren muss.
Übrigens ist verwirrenderweise auch „Trail“ ein Begriff des Geländesports und meint einfach den Pfad, den man fährt.
Foto: Gasgas
Enduro
Diese Spielart stellt quasi eine Mischung aus Motocross und Trial dar.
Typischerweise führt eine Endurostrecke durch eine gewachsene Umgebung, wie einen Wald und weist natürliche und künstlich angelegte Hindernisse auf. So muss man durch tiefe, wassergefüllte Furchen fahren, Baumstämme überwinden und steile Hänge meistern.
Bei Wettbewerben zählt dabei zwar auch die Zeit, das Durchkommen an sich ist aber auch schon ein Erfolg.
Foto: KTM
Optisch sehen Enduromaschinen fast aus wie Motocross-Fahrzeuge. Allerdings haben Sie in der Regel eine Strassenzulassung, weil bei Wettbewerben auch auf normalen Strassen gefahren wird und darum besitzen sie Licht und Blinker.
Bei den technischen Details gibt es dann aber noch weitere Unterschiede. So haben Enduromotorräder meistens eine niedrigere Übersetzung zum Langsamfahren und die Kurbelwelle besitzt mehr Schwungmasse als die reinen Crosser. Dadurch nimmt zwar der Motor nicht ganz so spontan Gas an, geht dafür aber auch im niedrigen Drehzahlbereich nicht so schnell aus.
Softie für unterwegs: Die Reiseenduro
Ein reines Sportgerät, eine so genannte Hardenduro muss keine besonderen Eigenschaften für den Betrieb auf der Strasse aufweisen.
Foto: Yamaha
Als Kompromiss für längere Ausflüge wurde darum von den Hersteller die Sparte der Reiseenduros geschaffen.Sie übernehmen die Optik ihrer harten Schwestern, haben aber mehr Nutzwert fürs Reisen.
Dazu gehören Reifen, die sich auch auf der Strasse gut fahren lassen, größere Tanks für mehr Reichweite, Anbaumöglichkeiten für Koffer oder Verkleidungen, die den Winddruck bei hohen Geschwindigkeiten reduzieren.