Fotografieren mit dem iPhone macht Spaß. Das Smartphone ist immer dabei, schnell zur Hand und liefert gute Bilder. Die Bilder sind via Fotostream oder Airdrop im Handumdrehen auf dem Computer oder lassen sich schnell via Facebook, Twitter oder Instagram verbreiten.
Tipp 1: Ran ans Motiv
Gehen Sie ran ans Motiv. So nah wie es eben nur geht. Schöne Blüte gesehen? Dann so nah ran, dass sie den Vorschaubildschirm möglichst ausfüllt. Klar, Landschaftsbilder sind ausgenommen. Aber trauen Sie sich nah ran ans Objekt. Dann werden die Fotos schön.
Achtung: Das iPhone hat einen Mindestabstand, der zum Motiv eingehalten werden muss. Bei weniger als etwa zehn Zentimetern wird das Bild nicht mehr scharf.
Und noch ein Achtung: Falls Sie Gesichter fotografieren, sollte der Kopf besser nicht den gesamten Bildschirm ausfüllen. Denn das Weitwinkel-Objektiv des iPhone lässt den Kopf dann wie einen Ballon aussehen.
Tipp 2: Nutzen Sie die Drittellinien – raus aus der Mitte
Das Geheimnis vieler guter Bilder ist, dass die Drittellinien genutzt werden. Die teilen das Bild jeweils senkrecht und waagrecht in Drittel auf. Die spannenden Punkte eines Bildes sind die Schnittpunkte zwischen den Linien. Man nennt das die Drittel-Regel.
Wenn Sie zum Beispiel eine Blüte fotografieren, platzieren Sie sie so, dass sie genau am Schnittpunkt zweier Drittellinien liegt. Wenn Sie ein Tier oder einen Menschen fotografieren, achten Sie darauf, dass die Augen in der Nähe des Schnittpunktes auf einer Drittellinie liegen.
Sollten Sie bei der Suche nach der richtigen Bildaufteilung Hilfe brauchen, schalten Sie die Drittellinien des iPhone ein. Das geht in Einstellungen – Foto & Kamera – Raster.
Wenn Sie immer das Hauptmotiv, in die Mitte nehmen, verschenken Sie viel zu viel Platz. Denn oberhalb des Kopfes unserer Dalmatiner-Dame Fini herrschen gähnende Leere und Langeweile.
So ist das besser, Fini ist auf der senkrechten Drittellinie rechts. Und die untere horizontale Drittellinie entspricht auch noch in etwa dem Horizont.
Tipp 3: Linse putzen
So ein Smartphone hat man immer dabei. Beim Telefonieren achtet man nicht auf das Objektiv – es verschmiert. Deshalb sollten Sie die Linse immer mal wieder putzen. Am besten, bevor Sie ein Foto machen.
Zum Putzen eignet sich ein T-Shirt oder ein Taschentuch (auch wenn Puristen jetzt aufschreien – ich mache das so und nehme feinste Kratzer in Kauf).
Im Idealfall verwenden Sie ein Mikrofasertuch zum Putzen der Linse. Solche Tücher gibt es beim Optiker für wenig Geld.
Tipp 4: Von unten fotografieren
Das Objektiv der iPhone-Kamera sitzt in der Ecke, in der sich auch der Einschaltknopf des Telefons befindet. Das bedeutet: Das Objektiv sitzt nicht, wie bei anderen Kameras üblich, in der Mitte. Das können Sie ausnutzen, wenn Sie stark untersichtige Bilder machen wollen. „Untersichtig“ bedeutet „von unten nach oben fotografiert“.
Um zum Beispiel Blüten von unten der zu fotografieren, drehen Sie das iPhone so, dass sich das Objektiv von vorne gesehen an der unteren Seite befindet. Schon haben Sie ein paar Zentimeter Reserve und können mit dem iPhone fast vom Boden aus fotografieren.
Tipp 5: Belichtung und Schärfe einstellen
Die iPhone-Kamera hat eine praktische Eigenschaft: Sobald Sie den Bildschirm an einer bestimmten Stelle antippen, stellt die Kamera Belichtung und Schärfe darauf ein. So wählen Sie gezielt ein Objekt für die optimale Belichtung und Schärfe.
Beispiel Landschaftsaufnahme: Beim ersten Bild tippen Sie auf den unteren Bereich, belichten also auf das Gras. Da dies recht dunkel ist, wird es stärker belichtet. Damit frisst allerdings auch der Himmel aus.
Alternativ zum Gras tippen Sie auf den Himmel. Der ist sehr hell, also regelt das iPhone die Belichtung herunter. Das Gras im Vordergrund wird dunkler.
Mein Tipp, um das Dilemma zu lösen: Tippen Sie einen Punkt am Übergang zwischen Vordergrund und Himmel an, um eine passende Belichtung zu bekommen. Eventuell brauchen Sie dazu mehrere Versuche.
Tipp 6: Experimentieren Sie mit Gegenlicht
Wann immer ich einen Ratgeber für Smartphone-Bilder sehe, rät er: Fotografieren Sie so, dass das Objekt von vorne gut beleuchtet wird.
WIE LANGWEILIG!
Viel spannender ist das Gegenlicht. Probieren Sie es mal aus, wie es wirkt, wenn das Gegenlicht plötzlich Strukturen betont, wie es in die Linse einstrahlt, das ganze Bild milchig weich macht und einen Flare-Effekt erzeugt, wie es feinste Strukturen in Pflanzen hervorhebt, wie das Gegenlicht im Haar Ihres Partners oder Ihrer Partnerin spielt.
Falls Sie trotz Gegenlicht einen hellen Vordergrund wollen, verwenden Sie den Blitz.
Tipp 7: Blitz bei Gegenlicht verwenden
Habe ich gerade vom Blitz geschrieben? Dann gleich weiter: Ich mag den Blitz des iPhone nicht. Seine einzige Daseinsberechtigung ist die Arbeit als Aufhellblitz im Gegenlicht. Ansonsten lasse ich das Ding aus. Denn das LED-Lämpchen im iPhone leuchtet zu grell. Außerdem erzeugen LED-Leuchten wie die im iPhone immer einen leichten Grünstich. Mit Blitz sieht die Aufnahme vom Abendessen schon scheußlich aus, bevor Sie das Bild auf Facebook haben.
Mein Tipp also: Blitz auslassen, höchstens mal bei Gegenlicht probieren.
Als Ausnahme gilt natürlich, wenn Sie dringend ein Bild brauchen, um etwas zu dokumentieren und wenn es zu dunkel ist. Aber wir reden hier ja von kreativem Fotografieren.
Tipp 8: Kamera gerade halten
Achten Sie darauf, die Kamera möglichst gerade zu halten. Ein schiefer Horizont lässt das Bild optisch kippen, der Betrachter ist irritiert. Hilfreich beim Ausrichten der Kamera sind die Drittellinien (siehe oben). Versuchen Sie eine Linie im Bild parallel zu einer der Drittellinien auszurichten.
Falls Ihr Bild dennoch schief gerät, können Sie es später in der Bildbearbeitung ausrichten. Aber: Was Sie schon bei der Aufnahme erledigen, spart später Zeit. Außerdem gehen bei der Ausrichtung eines Bildes immer ein paar Pixel Bildmaterial am Rand verloren. Das wäre doch schade.
Falls es doch einmal schief geht, können Sie die Bilder auch nachträglich in der Fotos-App gerade ausrichten.
Tipp 9: Stürzende Linien vermeiden
.Anfänger wählen meist den falschen Winkel beim Fotografieren und übersehen, dass das menschliche Auge ein Motiv anders wahrnimmt als der elektronische Chip in der Kamera.
Sieht das Haus mit bloßem Auge ganz gut aus, hat der Betrachter beim Foto den Eindruck, dass das Gebäude umfällt. Stürzende Linien nennt dies der Profi.
Der Grund dafür: je größer der Winkel zwischen dem Sensor und dem Motiv, desto mehr neigen die Linien zum Kippen. Wenn man ein Haus von unten her fotografiert, kippen die Linien regelrecht nach hinten weg.
Je geringer der Winkel zwischen Bildsensor und Motiv ist, desto weniger stürzen die Linien. Der erste Rat ist deshalb, möglichst weit vom Motiv wegzugehen. Je weiter Sie entfernt sind, desto eher haben Sie die Chance, die Filmebene der Kamera (also den Sensor) parallel zum Motiv zu halten.
Wenn nicht genug Platz ist, versuchen Sie, einen höheren Punkt für die Aufnahme zu wählen. Eine Leiter zum Beispiel oder eine Treppe in der Nähe.
Tipp 10: Finger aus der Linse raushalten
Ein Fehler, der mir immer wieder gerne passiert: Ich mache ein hübsches Bild, freue mich darüber und sehe erst zuhause, dass mal wieder ein Finger im Bild ist. Denn die Linse das iPhone liegt so weit am Rand, dass es eine Fingerkuppe nicht weit hat auf dem Weg ins Foto.
Achten Sie darauf, dass Sie die Finger möglichst weit von der Linse entfernt halten.
Tipp 11: Digitalen Zoom meiden
Der digitale Zoom ist, Entschuldigung, einfach bescheuert. Denn er vergrößert den Bildausschnitt elektronisch. Das ist genauso, als würden Sie auf einem Bild mit 1.000 mal 1.000 Bildpunkten einen Ausschnitt von 100 mal 100 wählen, den Rest wegwerfen und dann das 100-mal-100-Bild wieder auf 1000 mal 1000 vergrößern.
Das Resultat: ein körniges, pixeliges Bild voller Artefakte. Der digitale Zoom des iPhone kann nichts, was Sie nicht auch mit der Bildbearbeitung hinterher erledigen könnten. Also: Finger weg vom digitalen Zoom. (Falls Sie ihn dennoch ausprobieren möchten, ziehen Sie das Bild auf dem Vorschaufenster der Kameraapp mit zwei Fingern auseinander.)