Ok, es ist mehr, als ein „Plop“ – es ist auch ein „Wi-UUU-Wi-UUU“ und so vieles mehr. Ich spreche von einem modularen Synthesizer. Fast hätte ich mir so ein Ding als Hardware gekauft für über 500 Euro. Doch dann habe ich ein Programm entdeckt, das einen modularen Synthesizer auf dem Computer simuliert.
Mein Wunsch, mich mit der analogen Klangerzeugung auseinanderzusetzen rührt aus den Siebzigern. Damals hörte ich Video Magic von Eberhard Schoener, Wendy Carlos brachte ihr bahnbrechendes „Switched on Bach“ heraus und die Who experimentierten mit Sequenzern in „Baba O’Riley“ oder „Won’t get fooled again“. Damals fand ich das uncool – ich kannte nur Gitarre, Gitarre, Bass, Schlagzeug bei den Bands und Queen prahlte noch mit „No Synthesizers“ auf ihren frühen Alben.
Doch die Synthesizer hatten etwas, das mich nie los ließ: wie zum Donner funktioniert so ein Teil? Also wollte ich mir so einen modularen Klangerzeuger kaufen und ins Büro stellen. Nicht ganz billig und mit ziemlichem Platzbedarf. Doch kurz vor dem Hardware-Kauf traf ich auf VCV Rack (https://vcvrack.com). Das ist eine Open Source Software, sparsam ausgestattet mit ein paar Standard-Modulen. Mit denen wollte ich versuchen, das Prinzip zu begreifen – ohne das Konto zu belasten und ohne noch ein Teil ins Büro zu stellen.
Modulares Konzept
VCV Rack ist zunächst eine leere Hülle. Ebenso, wie ein echtes Eurorack zunächst auch leer ist. Dann aber gibt es eine Reihe von Plugins für VCV Rack, allen voran die mitgelieferten „Fundamentals“ und zig weitere VCV-Plugins zum herunterladen. Die meisten sind kostenlos, ein paar nicht. Aber schon die Fundamentals reichen dicke, um erste Experimente zu wagen und um das Konzept zu verstehen.
Mein erstes Problem war, überhaupt einen Ton aus VCV-Rack zu bekommen. Nach ein paar Minuten war klar, dass ich einen Klangerzeuger brauchte und irgend etwas, das den Klang an meine Audio-Hardware weiter leitet. Zur Klangerzeugung dient ein Oszillator. Der erzeugt Wellenformen – Sinus, Säge, Dreieck, Rechteck und leitet die dann an die Audio-Einheit weiter.
Klangerzeugung begreifen
Es machte „Hmmmmmmmm“ und ich war happy. Ein bisschen an den Knöpfen drehen und das „Hmmmm“ wurde höher oder tiefer. Schon fast Musik. Naja, wie eben ein vorbeifahrendes Auto auch irgendwie Musik ist.
Das Gesumme war ganz nett – aber ich wollte auch sehen, welche Wellenformen am Werk waren. Zum Glück hat VCV ein Plugin, um Wellenformen visuell darzustellen. Das ist eine große Hilfe, wenn es um das Lernen der Grundkonzepte geht.
Um mehr als einen Dauerton zu erzeugen, kann man an VCV Rack auch noch ein Keyboard anschließen. Alternativ dazu verwende ich einen Sequenzer, mit dem ich Tonfolgen programmiere. Keine Ahnung, wie viele Experimente ich jetzt schon mit VCV Rack gestartet habe. Die meisten enden in nur schwer erträglichen Tonkonstruktionen. Einmal immerhin hatte ich es jetzt schon geschafft, gezielt Sounds zu erzeugen, die mir schließlich auch gefallen haben.
Wie Minecraft für die Ohren
Mir ist es egal, ob hörbare, gefällige Klänge aus dem Synthesizer kommen. Ich will experimentieren, begreifen und lernen. Mein Luxusproblem dabei ist: Jede Woche wächst das Angebot an Zusatzmodulen für VCV Rack und ich habe keine Chance die Neuentwicklungen alle zu verstehen. Aber ich arbeite mich voran – Klangbaustein für Klangbaustein. Fast ein wenig wie Minecraft für die Ohren.
Wer mal etwas richtig schönes hören will, sollte im Youtube-Kanal von Omri Cohen vorbei schauen (und hören). Da gibt es auch jede Menge hervorragender Tutorials.